Ich las heute ein sehr passendes gutes Gedicht von Renate Eggert-Schwarten, das absolut gut zu mir, meinem ganzen Leben und meinen vielen falschen Freunden paßt.
Wahre Freunde
Ich rede gerne, zugegeben,
und kam dazu doch selten,
denn gerne wollt ich andrerseits
zuhörend etwas gelten.
Das eine schließt das andre aus,
das hatte ich verstanden:
mir kamen, wenn ich selber sprach,
die Freunde schnell abhanden.
So blieb ich danach lieber still
und schluckte meine Sorgen
und lauschte meiner Freunde Not
am Mittag, Abend, Morgen
und – wenn es hart kam – auch noch nachts.
Man schätzte mich nun sehr,
ich war beliebt wie nie zuvor
und niemals später mehr.
Denn kurz darauf schon nahm ich wahr,
wie unfroh ich mich fühlte
und dass beim liebevollen Lauschen
manch wilder Wunsch tief in mir wühlte.
Ich hätt am liebsten laut geschrieen
oder – noch besser – zugeschlagen.
Es kam so, wie es kommen musste-
am Ende platzte mir der Kragen:
Das Ganze wär mir längst schon über,
ich hätt genug gehört
und dass, verständnisvoll zu tun,
mich schon seit langem stört.
Ich bräuchte selber manches Mal
ein zugewandtes Ohr
und dass man bei mir Müll ablüde,
käm nicht mehr länger vor!!!
Jetzt sind nur noch ein paar um mich,
doch sie sind mir viel wert.
Es wird abwechselnd mal geredet,
dann wieder zugehört.
Sie nenn ich Freunde,
und sie bleiben
im Reden wie im Schweigen.